98. Jahrestagung der DOG 2000
K 531
Spiegelbrille bei Morbus Bechterew
H.-J. Grein1, F. Grehn1, F. J. Stein2
Bei Patienten mit ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew), die bereits an einer fortgeschrittenen Kyphose leiden, wird die visuelle Orientierung im Raum durch die starke Anteflexion der Kopf- und Halsregion erheblich erschwert. Die Patienten versuchen durch maximale Supraversion der Augen das Blickfeld nach vorne zu erhalten, was jedoch durch den Orbitalwulst limitiert wird und evtl. zu Anstrengungsbeschwerden führt. Mit Hilfe einer Spiegelbrille können die Patienten trotz ihrer fixierten Beugehaltung relativ beschwerdefrei in die Ferne blicken.
Kasuistik: Ein 68-jähriger Patient mit ausgeprägter Kyphose bei Morbus Bechterew klagte über ein erheblich eingeschränktes Blickfeld beim Umhergehen. Es zeigte sich eine fixierte Vorneigung der Gesichtsebene gegen die Körperachse um etwa 50 Grad. Nur durch ein Beugen in den Knien konnte der Oberkörper so weit nach hinten aufgerichtet werden, daß ein Geradeausblick möglich war. Der Patient wurde mit einer Kyphosen-Spiegelbrille (Firma Obrira, Rathenow) versorgt. Diese Brille verfügt über ein einseitig an die Fassung angebrachtes Spiegelpaar, das den Blick nach vorne in gebückter Haltung ermöglicht. Der an den unteren Fassungsrand angebrachte größere Auffangspiegel wirft ein Bild der vor dem Patienten liegenden Umgebung auf den oben montierten kleineren Umkehrspiegel. Der Patient kann in gebückter Haltung im Umkehrspiegel monokular ein aufrechtes und seitenrichtiges Bild der vor ihm liegenden Umwelt erkennen. Die Kyphosenbrille ist für den Gebrauch in der Ferne konzipiert. Der Öffnungswinkel des Fernblickfeldes beträgt etwa 20 Grad vertikal und 40 Grad horizontal. Damit ist eine ausreichende Raumorientierung möglich. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase trug der Patient seine Spiegel-brille regelmäßig beim Laufen im Freien und berichtete über verbesserte Orientierung sowie erhöhte Wahrnehmungsqualität beim Spazierengehen.
Schlußfolgerung: Spezialsehhilfen wie die Kyphosenbrille können für ausgewählte Patienten eine deutliche Verbesserung der Mobilität und einen Gewinn an Lebensqualität bedeuten. Für den Augenarzt wie den Augenoptiker ist es wichtig diese Spezialsehhilfen zu kennen, um die in Frage kommenden Patienten entsprechend beraten zu können.
1Universitäts-Augenklinik Würzburg Josef-Schneider-Str. 11, D-97080 Würzburg
2Hofheim
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