98. Jahrestagung der DOG 2000
K 376
Passagere Amaurose bei Nasennebenhöhlenmukositis
M. Lüchtenberg, A. Mikowski, S. Antal, J.
Bühren, O. E. Schnaudigel,
R. Schalnus
Kasuistik: Ein 29 jähriger Patient stellte sich wegen einer plötzlichen Visusminderung des rechten Auges in unserer Klinik vor. Anamnestisch gab der Patient einen Visusverlust seit sieben Tagen an. Dem Ereignis ging ein Alkohol- und Nikotinexzess bei bekanntem Abusus voraus.
Die klinische Untersuchung ergab bis auf eine Mydriasis des rechten Auges klare brechende Medien, die rechte Papille war im Seitenvergleich etwas farbärmer und hauchig randunscharf nasal oben. Der Visus am RA war kein Lichtschein und am LA 1,0. Die Lichtreaktion war direkt nur sehr träge auslösbar, indirekt beidseits prompt, demnach war das Gesichtsfeld rechts nicht ableitbar, links unauffällig. Das Muster- und Blitz-VEP war rechts als Hinweis auf eine Störung der retinocorticalen Reizweiterleitung nicht reproduzierbar, das Muster-ERG zeigte beidseits normwertige Latenzen, jedoch eine mäßig abgeschwächte Amplitude rechts.
Unter der Verdachtsdiagnose einer Tabak-Alkohol induzierten Optikusischämie erfolgte die stationäre Aufnahme mit Einleitung einer Hämodilutionstherapie sowie einer systemischen Cortisontherapie. Nach 3 Tagen kam es noch zu keiner Befundverbesserung. Die daraufhin durchgeführte Computertomographie der Orbitae und des Schädels zeigte eine chronisch entzündlich veränderte Kieferhöhle und hintere Siebbeinzellen rechts, die über einen Knochendefekt mit dem rechten Canalis opticus in Verbindung standen und diesen alterierten. Es erfolgte eine endonasale Tumorentfernung in der HNO-Abteilung mit Optikusdekompression. Die Histologie zeigte eine Mukositis der respiratorischen Schleimhaut mit ödematös aufgelockerter Lamina propria. Im Verlauf kam es eine Woche postoperativ zu einem Visusanstieg des RA auf Handbewegungen mit defekter Lichtprojektion. Der rechte N.opticus zeigte jedoch eine beginnende Atrophie.
Schlußfolgerung: Die Durchführung eines bildgebenden Verfahrens ist auch im Zeitalter der Kostenersparnis bei unklaren Befundkonstellationen unbedingt vorrangig zu bewerten, um Raumforderungen auszuschließen.
Augenklinik,
Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Theodor-Stern-Kai 7,
D -60590 Frankfurt/Main
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