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R. Sundmacher, J. Hillenkamp, T. Reinhard
Die Adenoviruskeratokonjunktivitis (ADV) ist die häufigste zuschreibbare virale Augenerkrankung. Sie erzeugt jedes Jahr auch außerhalb eigentlicher Epidemien viele chronische Krankheiten mit erheblichen wirtschaftlichen Schäden durch lange Arbeitsunfähigkeit. Dennoch ist gegen diese Plage immer noch kein Kraut gewachsen", d.h. es gibt immer noch kein gegen ADV wirksames Virustatikum. Der Weg zur klinischen antiviralen Therapie führt über die primäre Evaluation vieler potentiell wirksamer Substanzen in vitro über ein aussagekräftiges Tierexperiment, in dem einige besonders vielversprechende Moleküle getestet werden können, zu klinischen Pilotstudien mit den Siegersubstanzen" dieser Tiermodelle und schließlich über kontrollierte Patientenstudien zur Etablierung einer bewiesenermaßen wirksamen Therapie und Vermarktung des Produktes. Dieser lange Weg kann teuer werden und lohnt sich als Industrie-Investment nur, wenn am Ende auch ein angemessener Return on Investment winkt. Dies scheint die forschende Industrie bisher bezweifelt zu haben. Nur damit und nicht mit prinzipiellen Schwierigkeiten erklärt sich, daß die Entwicklung eines wirksamen Virustatikums, soweit erkennbar, überwiegend in nichtindustriellen in vitro Studien stecken blieb. Es gibt nur zwei Tiermodelle von fraglicher Aussagekraft für die Wirkung im Menschen. Nur mit Cidofovir sind in einem Seitenschluß der Herpes- und AIDS-Forschung auch klinische Adenovirustherapie-Pilotstudien durchgeführt worden. Nur die symptomatische Entzündungshemmung mit lokalem Ciclosporin A kann in letzter Zeit als ein kleiner praktischer Fortschritt bezeichnet werden. Das allein reicht sicherlich zur Lösung dieses globalen medizinischen Problems nicht aus. Deshalb wird dieses Referat nicht zuletzt an die Adresse der forschenden Industrie mit der Botschaft gehalten: Hier ist ein bisher weit unterschätzter und überwiegend nicht einmal wahrgenommener Markt, den es sich anzusehen lohnt und der mit den heutigen biotechnologischen Möglichkeiten wirtschaftlich attraktiv erschließbar sein müßte.
Augenklinik, Heinrich-Heine-Universität, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf