98. Jahrestagung der DOG 2000
P 238
Akanthamoebenkeratitis ohne Schmerzen ein
Fallbericht
S. Roters, M. Severin, W. Konen, G. K. Krieglstein
Hintergrund: Die Akanthamöbenkeratitis ist eine schwere, schmerzhafte Hornhautinfektion mit unterschiedlichen Oberflächen- und Stromaveränderungen, die häufig bei Kontaktlinsenträgern gefunden wird. Die Differentialdiagnose zu einer herpetischen oder Pilzkeratitis ist, insbesondere wenn keine Schmerzen angegeben werden, schwierig.
Patientenvorstellung: Eine 32-jährige myope Patientin wurde mit einer unklaren therapieresistenten, einseitigen Keratitis vorgestellt. Sie beschrieb eine Augenrötung 3 Wochen zuvor nach mehrstündigem Übertragen der vorhandenen weichen Kontaktlinsen. Eine antivirale und steroidhaltige Lokaltherapie hatte den Befund nur kurzfristig bessern können. Die Patientin wies ein disseminiertes Epithelödem mit zentraler Hornhautstromaquellung und Deszemetfältelung zusammen mit einem Fibrinnetz am Endothel und in der Vorderkammer auf. Der Visus war auf 0.1 herabgesetzt, es bestand Normotonie, die Patientin beklagte eine Blendempfindlichkeit, jedoch keine Schmerzen.
Diagnostik: Ein Vorderkammerpunktat zur Bebrütung und zum antiviralen Antikörpersynthesenachweis war negativ. Staphylokokken wurden aus einem scharfen Hornhautabstrich und Enterokokken aus der Kontaktlinsenflüssigkeit angezüchtet. Eine lokale und systemische Breitspektrumkombinationstherapie besserte die Vorderkammerreizung geringfügig, das Stromainfiltrat mit -quellung bekam eine ringförmige Konfiguration. Ein scharfer Hornhautabstrich auf einem mit E. coli vorbereitetem Schwemmagar wies Akanthamöben der Klasse II nach (6 Wochen nach ersten Beschwerden).
Verlauf: Die Medikation mit Propamindin, Polymyxin B, Neomycin, Gramicidin und Polyhexidin (lokal) sowie Fluoconazol/Ketoconazol (systemisch) verkleinerte das Ringinfiltrat im Durchmesser zu Beginn der Therapie. Als eine weitere Besserung ausblieb und die Fibrinbildung wieder zunahm, führten wir eine perforierende Keratoplastik durch. Die Histologie der Empfängerhornhaut zeigte einen dichten AkanthamöbenbeFall.
Schlußfolgerung: Die starke Schmerzhaftigkeit einer Keratitis und Kontaktlinsen sind das Leitsymptom für einen möglichen AkanthamöbenbeFall. Die oben genannte Patientin hatte zwar eine Kontaktlinsenanamnese, die aber keinen Hinweis auf mangelhafte Pflege gab - eine Schmerzangabe fehlte völlig. Das klassische Ringinfiltrat bildete sich erst später aus. Eine mögliche virale oder bakterielle Superinfektion waren nicht auszuschließen. Die empfohlenen Therapien der Akanthamöbenkeratitis boten keine Alternative zur Keratoplastik bei diesem fortgeschrittenen BeFall.
Universitäts-Augenklinik Köln, Joseph-Stelzmann-Str. 9, D - 50931 Köln
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